Читать книгу Katholisch und Queer. Eine Einladung zum Hinsehen, Verstehen und Handeln онлайн

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Ich sagte nur: „Wie stellst du dir das vor? Soll ich mein Kind verleugnen?“ Und konkreter: „Soll ich meinem Jungen von einem liebenden Gott erzählen, der ihn so, wie er ist, wunderbar geschaffen hat und ihn liebt, und ihm gleichzeitig sagen, dass ich so tun muss, als gäbe es weder ihn noch meine Frau, weil die Kirche, in der von dieser Liebe gepredigt wird, mich sonst rausschmeißt? Hat mein Sohn so überhaupt die Chance, eine unvoreingenommene Beziehung zu Gott aufzubauen?“

Er meinte nur, dass er mir dann kündigen muss. Gleichzeitig wusste ich aber auch, dass er persönlich mit meiner Lebensweise gar kein Problem hatte. Er musste es tun. Und das macht es dann auch schwer, sauer zu sein. Ich wäre so gern sauer, aber diese Person, die mir das angetan hat, ist hier einfach nicht der richtige Adressat.

Wie hat sich dein Verhältnis zur Kirche und zum Glauben nach der Kündigung verändert? Wie bindet ihr den Glauben in euer Familienleben ein?

Ich hatte gut zwei Jahre Zeit, mich mit dem Gedanken anzufreunden, dass ich gekündigt werde. Dass ich sehr gut war, in dem, was ich getan habe, dessen war ich mir bewusst. Auch, dass ich damit nicht aufhören wollte. Aber ich wusste ja, dass es so kommt. Ich musste also schauen, wo ich bleibe – mit meinem Glauben – und was das auch mit meinem Glauben macht. Ich bin sehr katholisch gewesen und gefühlt bin ich das immer noch. Mittlerweile trage ich überall ein, dass ich evangelisch bin, aber gefühlt bin ich das nicht. Am allerschlimmsten ist für mich aber, dass ich mein Zuhause verloren habe. Den Ort, der mir seit meiner frühesten Kindheit so viel gegeben und bedeutet hat.


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