Читать книгу Katholisch und Queer. Eine Einladung zum Hinsehen, Verstehen und Handeln онлайн
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Zur Geburt unseres Sohnes im August traf eine umständlich formulierte Glückwunschkarte von allen Kollegen ein. Die Dankeskarten, die wir später verschickt haben, hat mein Chef, wie wir erfuhren, gleich alle aus dem Verkehr gezogen – es stand auch der Name meiner Frau darauf. Ja und dann, … dann habe ich gewartet.
Im Jahr darauf, kurz nach Ostern, habe ich dann eine Abmahnung erhalten, von meinem Chef mit einer Einladung zum Gespräch. Und da eröffnete er mir dann: So könnte ich natürlich nicht wiederkommen. Im Laufe des Gesprächs sagte er mir dann, dass es für ihn am einfachsten wäre, wenn ich mich scheiden ließe. Oder er könne mich aus der Verkündigung versetzen und mich beispielsweise als Reinigungskraft einstellen.
Ich habe es dann noch in einem Schreiben schriftlich bekommen, dass ich mich innerhalb von vier Wochen scheiden lassen muss. Als ich dann erklärte, dass das in Deutschland in dieser kurzen Zeit rechtlich überhaupt nicht möglich ist, bekam ich die zweite Abmahnung: Ich solle die Scheidung wenigstens innerhalb der Frist einreichen. Und dann eine Woche, bevor ich wieder hätte anfangen sollen zu arbeiten, fand nochmals ein persönliches Gespräch mit dem Chef statt, in dem er mir sagte, ich sei versetzt und solle mich scheiden lassen.