Читать книгу Erinnerungswürdig. Prägende Persönlichkeiten der Salzburger Geschichte онлайн

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Zwei Jahre später stirbt er am 3. Oktober 1884 an einer syphilitischen Gehirnhautentzündung, die er sich vermutlich während seines Ägyptenaufenthalts zugezogen hat. Der Trauerzug über die Ringstraße mit 200 Fackelträgern zieht Tausende an. Die Polizei muss eine Gehordnung einrichten und Randalierer verhaften. Makart, schon immer gut für Emphase und Pomp, erfüllt den Wienern den Wunsch nach einer „schönen Leich“. Doch die Vertreter des Kaiserhauses fehlen, wohl weil sie die zweite Frau Makarts ablehnen. Bertha Makart erweist sich allerdings als sehr großzügig, indem sie den ihr aus dem Erbe gebührenden Pflichtanteil den Kindern Makarts überlässt. Sie heiratet vier Jahre später den Grafen Karl Josef von Strachwitz und nach dessen Tod den Garderittmeister Géza von Udvarlaky, der 1920 Suizid begeht. Sie selbst stirbt 79-jährig im Jahr 1928.

Makarts zeitgenössische Malerkollegen beurteilen seine Werke durchaus zwiespältig. Die einen verachten seine Bilder, weil in seinen Fantasieszenen die Natur überhaupt keine Beachtung findet und die Historienbilder eigentlich als „koloristische Theaterstücke“ zu verstehen seien, denn immer wieder drängen sich Vergleiche mit Massenszenen aus Operetten auf. In den Porträts, die überwiegend Damen aus der großbürgerlichen Gesellschaft darstellen, werden diese in einer Scheinwelt gezeigt. Übereinstimmend wird jedoch seine virtuose Maltechnik bewundert, vor allem die beeindruckende Wirkung seiner Farben. Der Malerfürst aus Salzburg ist der repräsentativste Künstler der Ringstraßenepoche und gleichzeitig ein Vertreter der Decadence der Siebziger- und Achtzigerjahre des 19. Jahrhunderts. Seine Gemälde gelten beim aufstrebenden Bürgertum des Industriezeitalters als Gradmesser der gesellschaftlichen Reputation.

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