Читать книгу Flügel auf! онлайн

11 страница из 69

„Sie wollen mich also wieder los sein?“ fragte Iversen mit schalkhaftem Vorwurf, er wollte sie zum Lachen bringen; Himmel, wer wird sich denn gleich um solche Kleinigkeit alterieren! Und schließlich, eine andere Bude war ja leicht zu finden, wenn er die ewige „Umorgelei“ auch verabscheute.

Die Frau Doktorin sah den Studenten mit ihren großen hellgrauen Augen an. „Nein, das glauben sie nicht,“ sagte sie und streckte das Händchen aus, ein weißes rundes, gar nicht altes Händchen, das er vorsichtig wie ein Spielzeug drückte. „Der Herr Hasenfratz, ja denken Sie nur, Hasenfratz heißt er, ist erst seit sechs Monaten unser Hausherr, wenn er’s aber so weiter treibt –“

Wieder musste Iversen beschwichtigen. Die Tage all’ dieser Leute waren gezählt, so etwas würde ja im Zukunftsstaat nicht mehr möglich sein; man konnte Geduld haben und abwarten. Inzwischen versprach er, nicht länger als bis zehn Uhr zu spielen. „Ich bin ja kein Künstler; oft vergehen Monate, ohne dass ich die Geige hernehme, es war der reinste Zufall, aber – ich bin nun gleich beim ersten Spintbrot zugelehrt worden, wie wir in Mecklenburg sagen.“ Er konnte sehr geduldig sein, wenn er eben in der Laune war, und dann wäre es ja geradezu ein Verbrechen gewesen, diese arme alte Dame, die ihm gar von einer bekannten Familie sprach, wo er wohnen und gewiss unbehelligt wohnen könne, unritterlich zu behandeln. Eine wohltuende Atmosphäre verbreitete sie um sich; er kam sich vor wie zu Hause und war doch nie vorher in ihrem Zimmer gewesen; er wunderte sich, wie ein so schüchternes weltfremdes Wesen sein Dasein zu behaupten vermochte in dieser rauen gärenden Zeit, und zugleich war ihm dies alles so bekannt wie ein altes Buch, das er als Kind gelesen. Sogar das Bild überm Klavier glaubte er schon einmal gesehen zu haben. Dies elfenhafte Geschöpf mit dem bläulichen Bande in den Locken, an eine Harfe gelehnt, eine Hand auf den goldschimmernden Saiten, ruhig hinausträumend.


Правообладателям