Читать книгу Flügel auf! онлайн
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„Tölpel? Ach, wenn du nur halb so schön reiten könntest wie der, du könntest zufrieden sein und brauchtest dich nicht mit dem dummen Ding da, mit der Medizin, zu plagen.“
Das schlug den Boden aus. Er, der so oft verkündigt, alle Arbeit sei gleichwertig, begann mit ungeheurer Verachtung zu predigen gegen alles, was nicht geistige Tätigkeit war. Hatte er sonst genug gegen „Rezeptenschmierer“ und „gelehrte Industrieritter“ gedonnert, so gab es nun nichts Höheres und Verehrungswürdigeres als die Ärzte, die „Retter der Zukunft des Menschengeschlechts“, denen es zu verdanken ist, wenn wir eine wahrhaft hohe Stufe erreichen und die Tierheit immer mehr und mehr von uns abstreifen werden. Die Worte strömten nur so von seinen zornig geschürzten Lippen, über das blonde Anneli, das mit gesenktem Kopf hinduckte und verlegen mit den Bernsteinperlen an dem dünnen Halse spielte. Als er es aber völlig zerquetscht zu haben glaubte, erhob sich’s mit kalt beleidigter Miene, wischte ein bisschen an den Augen herum, die übrigens nichts von Feuchtigkeit zeigten, und sagte schnippisch: wenn er es denn doch für so arg einfältig halte und sich für so arg gescheit, so wolle es ihn in seinem „Größenwahn“ nicht weiter stören und bedauere nur, dass sie beide so sehr an den Unrechten gekommen seien. Der Dumme, der für sie passe, sei freilich schon gefunden, er werde es begreiflich schwerer haben, indes „so eine von d’Siebengescheite, mit abgeschnittene Haar, wo in d’Universität laufet,“ könne er vielleicht doch bekommen. Und fort und aus. Das Anneli war gewesen. Seine Betroffenheit über die Verwandlung vor seinen Augen, wo ein leichtherziges unbedachtes Kind sich in ein boshaft freches Weib verkehrte, hielt noch tagelang an. Jetzt erfuhr er’s einmal selbst, was das heißt: die Weiber! Größenwahn! Und das hatte auf dem Grund ihrer doch so seicht scheinenden Seele geschlummert, diese schöne Meinung von ihm, während sie miteinander scherzten und kosten. Er hatte gemeint, sie liebe ihn, er hatte zum mindesten geglaubt, sie seien gut Freund. Aber nun auch nie wieder. Nicht Anneli und keine andere. Und wenn es doch einmal sein sollte in fernen Tagen und das Schicksal es so mit sich brächte, dann jedenfalls kein solch Apfelblütengesicht, dem man nichts als süße blonde Gedanken zutraut. Mochte sie eher hässlich sein, die Enttäuschung ist dann nicht so groß. Das war die Überlegung der ersten Stunde.