Читать книгу Flügel auf! онлайн
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So viel ist sicher, bei dem ersten Blick auf diese Zeilen glaubte er nicht mehr, dass sie von ihr seien.
„Gefühl ist alles“ – das Mädchen würde so nicht sprechen, auch nicht mit den Worten eines Anderen. Später besann er sich: Gerade das sah ihr ähnlich. Eine Maske, eine großartige, vor ihr Schelmengesicht binden und dann dahinter vorkichern: „Ätsch! hab ich dich an der Nase geführt“ Oder war er so klein, so kurzsichtig, dass er des Mädchens eigentliche Seelentiefe nicht zu erkennen, zu beurteilen vermocht hatte? Auch möglich
Wieder nahm er seine Zuflucht zu der Doktorin Röslin. Sie saß an ihrem Schreibtisch, die Fenster zu beiden Seiten ließen kaum mehr Licht ein, so üppig drängten die Kastanienzweige sich heran. „Sie haben hier eine ganz tropische Landschaft um sich herum,“ er deutete auf die großen Fächerpalmen, die den Eckplatz umschatteten. Es war ihm unangenehm, gleich mit der Frage zu kommen, die sie schon einmal unbeantwortet gelassen. Er spürte jedoch in ihrem Benehmen sofort eine befangene Ängstlichkeit heraus, auch wechselte sie mehrmals die Farbe, als er sie ansah. Die Sache ist ihrem Zartgefühl noch peinlicher als mir, dachte er, es ist sicher, sie wittert etwas Unerlaubtes, und es wird ihr schwer, dazu die Hand zu bieten. Endlich fragte er doch. Sofort ward das feine, von kurzen grauen Locken umhangene Köpfchen ihm abgewendet.