Читать книгу Die magische Bibliothek онлайн

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Albert schüttelte den Kopf, schritt quer durch den Korridor und stieß die Tür gegenüber dem Speisezimmer auf.

Vergessen.

Vergessen waren alle Kränkungen durch den Grafen, all seine Widerwärtigkeiten und alle Rätsel, die seine junge Frau umgaben.

Vergessen war alles angesichts dieses Zimmers.

Die Bibliothek war genauso groß wie der angrenzende Salon. Jeder verfügbare Raum war von der Decke bis zum Fußboden mit eingebauten Regalen bedeckt; manche davon waren verglast, manche besaßen Gittertüren. Die Fenster waren mit Regalen umbaut; unendlich fern und tief kauerte das Dorf.

Das Heer der Bücher wartete geduldig. Lederrücken, Goldprägungen, Pergamentbände, Kostbarkeiten über Kostbarkeiten. Wahllos nahm Albert einige Bände aus den Regalen. Es waren reich illustrierte Kräuterbücher, Ansichtenwerke mit unzähligen Stahlstichen, Klassikerausgaben, kulturgeschichtliche und theologische Werke.

Bücher ohne Geheimnis.

Albert verspürte nach der ersten Atemlosigkeit eine gelinde Enttäuschung. Die Bibliotheken in den Büchern, die er so liebte, enthielten zumeist dunkle Rätsel: Bücher über zauberische Riten, Geisterbeschwörungen und Teufelsanbetungen. Solche Bücher waren seine große Leidenschaft. Er selbst besaß kein einziges dieser düsteren Gattung und wusste natürlich, dass es die meisten derartigen Werke, die in seinen geliebten fantastischen Erzählungen vorkamen, nicht wirklich gab, doch in seinen Fantasien stellte er sich oft vor, wie es sein mochte, wenn er irgendwo – nie dachte er sich dafür einen konkreten Ort aus – eine solche magische Bibliothek finden würde. Dies war ein Traum, in dem er stundenlang schwelgen konnte. Er durchblätterte die vor verbotenem Wissen strotzenden Folianten, zog geheime Kenntnisse aus ihnen, mit denen er seiner Umwelt die Stirn bieten konnte, rettete diese Bücher aus irgendeiner unterirdischen Halle, reihte sie in die heimische Bibliothek ein, katalogisierte sie und begann den Traum von Neuem. Er war unausträumbar.

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