Читать книгу Richard Wagner und »das Weibliche«. Zu den Interdependenzen von Philosophie, Leben und frühem Werk онлайн
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Richard Wagner wollte, dass man ihn und sein Werk vollständig versteht.ssss1 Da er sich intensiv mit der Bedeutung von Liebe und Weiblichkeit auseinandersetzte, muss man folglich auch diese Thematik beleuchten, um ein vollständige(re)s Verständnis von Wagner zu erlangen. Dies ist jedoch keine brandneue Erkenntnis. Mit der Veröffentlichung seiner Abhandlungen und Aussagen über das weibliche Geschlecht und das Miteinander von Frau und Mann, brachte Wagner diesen Stein zu Lebzeiten bereits selbst ins Rollen und errichtete eine Plattform für die zugehörige Diskussion.ssss1 Hinzu kommen Wagners vielseitige Verbindungen zu etlichen Zeitgenossinnen als beliebtes Gesprächsthema. Es mag sein, dass diese Diskussion aus verschiedenen Gründen immer wieder leiser oder gar unterbrochen wurde, versiegt ist sie jedoch nie. Das zeigen entsprechende Publikationen aus verschiedenen Jahren seit Wagners Ableben bis heute.ssss1
Mindestens seit den 1970er-Jahren scheint der Faden rund um das Thema nicht abgerissen zu sein. Zu dieser Zeit setzte sich die feministische Bewegung mit vermeintlich frauenfeindlicher Kunst auseinander und für einige galt Wagner damals als »der Schlimmste von allen«.ssss1 Ab den 1990er-Jahren fand dann auch die Genderforschung Einzug in die Musikwissenschaften,ssss1 wodurch Wagner und seine Beziehung zur Weiblichkeit früher oder später aufgegriffen werden mussten. Doch die Frage ist: Wie nähert man sich der Thematik? Constantin Floros schreibt 2003: »Wagners Ansichten über die Stellung der Frau wurden in der Forschung kontrovers interpretiert.«ssss1 Pia Janke beklagt jedoch zeitgleich, dass bis zum Jahrtausendwechsel beispielsweise noch keine richtungsgebende Methodik für eine Frauenbildforschung im Kontext Oper gefunden oder etabliert wurde.ssss1 Und auch noch mehr als zehn Jahre später stellt Melanie Unseld fest, »dass das permanente Nachdenken über diese Themen auch auf Unklarheiten schließen lässt.«ssss1 Das alles wird deutlich, wenn man einen Blick auf bereits vorhandene Literatur wirft. Etliches scheint bereits behandelt, analysiert oder reflektiert worden zu sein. Dabei werden allerdings immerzu auch scheinbare Aporemata zurückgelassen oder aber neue aufgedeckt.ssss1 Ohne Zweifel besteht diesbezüglich auch ein Zusammenhang mit der stetig voranschreitenden Diskussion in Gesellschaft und Wissenschaft hinsichtlich des Themenkomplexes Mann und Frau oder Gender, welche noch lange nicht abgeschlossen zu sein scheint.