Читать книгу Richard Wagner und »das Weibliche«. Zu den Interdependenzen von Philosophie, Leben und frühem Werk онлайн
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Wagner interessierte sich sehr für das Konstrukt der »Geschlechtsliebe«,ssss1 so nannte man im 19. Jahrhundert »die Liebe zwischen zwei Menschen verschiedenen Geschlechts«.ssss1 Sein besonderes Interesse galt jedoch »dem Weiblichen«. Frauen hatten auf ihn eine bemerkenswerte Wirkung. Eva Rieger erklärt die Auseinandersetzung mit der Frau sogar zu Wagners indirektem Kernthema: »Wagners großes Thema ist und bleibt die Liebe, das Mysterium der erotischen und mütterlichen Faszination und damit die Frau.«ssss1
Zahlreiche Belege in Wagners gesamtem Werk zeigen deutlich, dass ihn die Liebe und die Beziehung zwischen Mann und Frau fortwährend umgetrieben haben. »Das Weibliche« bekommt durch Aussagen und schriftliche Zeugnisse jedoch eine exponierte Stellung zugewiesen. Zu nennen sind hier beispielsweise die von Wagner begonnenen Aufsätze Über das Männliche u. Weibliche in Kultur u. Kunst (1882) oder Über das Weibliche im Menschlichen (1883). Besonders ins Auge sticht die zweite der Schriften, denn während Richard Wagner in Venedig seine Gedanken über das Weibliche im Menschlichen zu Papier brachte, erlitt er einen Herzanfall.ssss1 Diesem erlag er in den Armen seiner Frau Cosima, nachdem er sich mit ihr wegen des bevorstehenden Besuchs der Sängerin Carrie Pringle gestritten hatte, welche er sehr verehrte. Man könnte also sagen, dass Wagner selbst bei seinem Ableben vom weiblichen Geschlecht umschwirrt wurde, und das sowohl geistig als auch physisch. Dass Wagners intellektuelle und reale Auseinandersetzung mit »dem Weiblichen« jedoch der Grund für seinen Herzanfall war, kann nicht mehr als Spekulation bleiben. Immerhin hatte er zuvor bereits mehrere Herzattacken.ssss1 Es kann jedoch festgestellt werden, dass sich Richard Wagner in etlichen Aussagen »zur Charakteristik des ›Weibes‹«ssss1 geäußert hat.