Читать книгу Kunst des Lebens, Kunst des Sterbens. Wie wir den Traum von Ich und Welt mit Achtsamkeit, Mitempfinden und offenem Gewahrsein meistern und befreiende Luzidität erlangen können онлайн

124 страница из 141

Natürlich zeigen wir unsere Unsicherheit nicht gern, lassen es nicht gern an die Oberfläche kommen oder sich äußern, aber es nagt an uns, denn wir fühlen, dass wir unserem Selbstbild nicht trauen können, ist es doch recht zerbrechlich und muss mühsam gegen Selbstzweifel und Kritik von außen geschützt werden. Wir spüren, dass diese Vorstellung von uns selbst etwas sehr Ephemeres ist – etwas Konstruiertes, das immer bedroht ist von Auflösung. Wir erzählen uns ständig selbst, was wir sind, und unsere inneren Dialoge basieren alle auf der Annahme, dass wir etwas Besonderes sind – verschieden von der Welt und anders als die »anderen«, besser als die anderen oder auch schlechter. So oder so – es ändert nichts an unserer Grundauffassung; denn diese Vorstellung, getrennt und anders zu sein, ist die Basis unseres Selbstbewusstseins, und sie ist der Grund für unser Ichgefühl und seine inhärente Unruhe.

Die Überzeugung, ein abgetrenntes Ich zu sein, wird ausgeschmückt, gestärkt und genährt von falschen Identitäten oder Selbstvorstellungen wie »Ich bin … so und so« oder »Nein … so und so bin ich nicht«. Was immer wir von uns glauben, die Meinung, die wir von uns selbst und unserer Geschichte haben und bewahren, sehen wir in wunderbarer Weise auch von unserer Umgebung bestätigt. Unsere Ausstrahlung oder Projektion strahlt zurück auf uns selbst. Auch ist unsere Konstruktion verknüpft mit der Vorstellung, die sich unsere Eltern und andere uns prägende Personen über uns gebildet, geäußert oder nicht, und bewusst oder unbewusst, in grober oder subliminaler Form auf uns übertragen haben. Es ist deshalb ein schwieriges Unterfangen und eine große Herausforderung, die Illusion des eigenen Ichs und seiner Überzeugungen und Glaubenssätze zu dekonstruieren. Immer wenn wir »über uns selbst« nachdenken, wird unser Ich aufgeladen; und jeder dieser selbstbezogenen Gedanken ist wie ein neuer Stein, der, ob wir es bewusst tun oder unbewusst, unser illusorisches Selbstbild untermauert.

Правообладателям