Читать книгу Kunst des Lebens, Kunst des Sterbens. Wie wir den Traum von Ich und Welt mit Achtsamkeit, Mitempfinden und offenem Gewahrsein meistern und befreiende Luzidität erlangen können онлайн

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»Fliehe den furchtbaren Herrn des Todes nicht, sondern erkenne, dass er deine eigene Vorstellung ist – er ist nur deine eigene Projektion. Niemand kann dir schaden, denn Leerheit und Offenheit ist deine wirkliche Natur, und diese Leerheit und Offenheit ist dein bester Schutz.« So lehrt Padmasambhava im sogenannten Tibetischen Totenbuch, das recht eigentlich ein Buch der höchsten Lebensweisheit ist. Seine In­struktionen sind in allen Erlebnisformen des Geistes gleichermaßen gültig und befreiend, denn alles, was erfahrbar ist, das ist wandelbar, ist leere Vision. Und ob sie uns bindet oder nicht, liegt im Grunde ganz bei uns. Wenn wir glauben, dass etwas existiert, dann ist es für uns wirklich und wirksam.

Wenn wir an etwas festhalten und darauf bestehen, kann niemand es uns nehmen. Wenn wir es loslassen, kann niemand es mehr halten und darauf bestehen.

Nun ist eine andere, durchaus förderliche Art mit dieser Unzufriedenheit, mit diesem nagenden Zweifel, mit dieser Fragwürdigkeit von allem umzugehen, sie nicht zu fliehen, sondern sie anzunehmen und eins zu werden mit der Sinnfrage. Damit fliehen wir nicht mehr vor unserem höheren Selbst und kreisen an der Peripherie gedanklich um uns selbst, mit einem oberflächlichen, unbewussten Spiel von Frage und Antwort beschäftigt. Sondern uns selbst und alles bereitwillig infrage stellend, können wir uns dem zentrifugalen Sog einer objekt- und antwortlosen Kognitivität hingeben, einem Feuer reinen Erkennens, das alle Gegenstände zerstört und alle Projektionen in seine Quelle, in das gestaltlose Licht des Geistes zurückführt.

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