Читать книгу Kunst des Lebens, Kunst des Sterbens. Wie wir den Traum von Ich und Welt mit Achtsamkeit, Mitempfinden und offenem Gewahrsein meistern und befreiende Luzidität erlangen können онлайн

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Ein anderes Beispiel hierfür ist die selten geübte, vorbereitende ­Dzogchen-Übung des »äußeren Ru-shän«, bei der wir uns in einer längeren Klausur imaginativ nacheinander in die Lebens- und Leidens­situationen der Wesen in der Menschenwelt, Götterwelt, Tierwelt, in die der hungrigen Geister und der Wesen in der paranoiden Erlebniswelt der Hölle hineinversetzen. Wir können dabei die karmischen Spuren dieser Erlebnisse aus vielen Reinkarnationen aus unserem Unterbewusstsein nach oben bringen und spontan ausagieren. Diese Erfahrungsspuren sind in feinstofflicher, energetischer Form in unseren Chakras gespeichert.

Indem wir gleichzeitig luzide bleibend erkennen, dass wir wie ein Spiegel von seinen Reflexionen von all diesen Erfahrungen immer frei sind und waren, reinigen wir uns von diesen Spuren durch authentische Selbsterkenntnis, und wir vertiefen gleichzeitig unser Mitgefühl mit allen Wesen der sechs Bereiche.

Es ist der Gedanke an den Tod, der uns an die Kostbarkeit dieses Lebens erinnert und mit Dringlichkeit ermahnt, im gegenwärtigen Augenblick voll bewusst zu leben und zu handeln. Es ist der Gedanke, dass wir morgen bereits tot sein können, der die nach außen gerichteten Triebkräfte des Egos kontrastiert und die Rückwendung auf unser unvergängliches, betrachtendes Gewahrsein inspiriert. Longchenpa rät uns deshalb: »Selbst wenn du nun das, was so schwer zu erlangen ist, nämlich diese menschliche Geburt, endlich gefunden hast – auch dieses Leben wird nicht lange dauern und kann jederzeit plötzlich zu Ende sein. Und weil du dem, was wie eine Luftblase ist, nicht vertrauen kannst – erinnere dich Tag und Nacht an die Gewissheit deines Todes!«

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