Читать книгу 1000/24: Christoph Strasser und die Jagd nach dem perfekten Tag онлайн

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An diesem Abend macht es nicht einmal besonderen Spaß, loszufahren. Der späte Start passt nicht zur Jahreszeit, und die Muskulatur spricht sich gegen die Belastung aus. Christoph kennt weit Schlimmeres, also hämmert er, ohne viel zu hadern, mit knapp vierzig Kilometern pro Stunde durch das nördliche Niederösterreich, wie auf der Flucht vor den Temperaturen, die ihm unweigerlich noch bevorstehen in dieser Septembernacht. Der Windchill senkt die gefühlte Temperatur schnell unter den Nullpunkt.

Früher hat Christoph im Winter oft bei weit kälteren Temperaturen den ganzen Tag draußen trainiert, bis er beim Heimkommen seine Finger nicht dazu bewegen konnte, den Reißverschluss seiner Thermojacke aufzuziehen. Manchmal musste er sich dann in voller Montur unter die Dusche stellen, bis die Wärme in seinen Körper zurückkehrte. So wie die Bergsteiger im Himalaya hätte er einmal beinahe Erfrierungen an den Zehen davongetragen – als einsamer Radfahrer in der Südsteiermark nicht gerade heldenhaft. Mittlerweile sitzt er nach einigen Stürzen und ebenso vielen virtuellen Erdumrundungen in der kalten Jahreszeit lieber im Keller auf seinem Heimtrainer, unter kontrollierten Bedingungen, die die Härte seines Trainings von den äußeren Bedingungen entkoppeln. Das ist eine von zahllosen kleinen Verbesserungen, die sein Leistungsniveau weniger absinken und den Aufbau schneller voranschreiten lassen, so dass seine Saison heute viele Spitzen verträgt. Auch wenn er sich im Training die Kälte aus pragmatischen Gründen nicht mehr antut, erträgt er sie jetzt im Rennen wie eh und je. Nicht nur, weil das sein Beruf ist, sondern weil er nicht nach Gründen sucht, wieso es anders sein sollte.

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