Читать книгу Das Rennen gegen die Stasi. Die Geschichte des Radrennfahrers Dieter Wiedemann онлайн

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1979 stellte er sich neben den besten Fahrern der Nationalmannschaft an der Startlinie von Rund um Berlin auf. Es war das größte Eintagesrennen in der DDR und eine der wenigen Radsportveranstaltungen, die live übertragen wurden. Vor den Augen einer großen Zuschauermenge griff er 150 Kilometer vor dem Ziel an und fuhr als Solist zum Sieg. Es war der Höhepunkt seiner Karriere, und den Symbolcharakter dieses Ereignisses konnte niemand übersehen. Lötzsch war vielleicht unpolitisch, zumindest sagte er das von sich, aber unpolitisch oder sogar zwiegespalten zu sein, war in der DDR bei weitem nicht genug: Entweder man war für den Sozialismus oder man war gegen ihn. Und so hatte Wolfgang Lötzsch bei Rund um Berlin nicht einfach nur ein Radrennen gewonnen, er hatte dem System seine Unbeugsamkeit unter die Nase gerieben. Vor aller Augen. Fortan wurden seine Trainingsmöglichkeiten weiter beschnitten, um zu verhindern, dass sich so etwas wiederholen könnte.

Letztlich war aber auch Wolfgang Lötzsch nur einer von Tausenden von Radrennfahrern, die es in der DDR gab. Deshalb ging ich davon aus, dass sein Fall nicht unbedingt repräsentativ war, weder für die Radsport-Szene noch für den gesamten Sport in der DDR. Oder etwa doch?

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