Читать книгу Das Rennen gegen die Stasi. Die Geschichte des Radrennfahrers Dieter Wiedemann онлайн

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Im Jahr 2012 arbeitete ich zusammen mit dem Berliner Fotografen Timm Kölln an einer Reportage. Wir unternahmen eine ausgedehnte Reise durch den Osten Deutschlands, trafen ehemalige Radsportler, Journalisten und Funktionäre. Zudem gruben wir ausgiebig in den Erinnerungsschätzen des Friedensfahrt-Museums in Kleinmühlingen, einem kleinen Dorf in Sachsen-Anhalt, das sich in den endlosen Weiten und Ackerflächen der Magdeburger Börde verlor. Wir hofften, auf diese Weise vielleicht ein wenig von der real existierenden Radsport-Landschaft der DDR aufspüren und gewissermaßen »exhumieren« zu können. Und dabei offenbarte sich uns, ganz allmählich nur, aber doch mit Nachdruck, eine wahrhaftig außergewöhnliche Geschichte. Vordergründig mochte es nur die Geschichte eines zweiwöchigen Radrennens sein, aber letztendlich erzählte sie doch so viel mehr über fast vierzig Jahre DDR-Sport.

Als Kind des kapitalistischen Westens hatte ich keine wirkliche Vorstellung davon, wie sehr und direkt die Politik die Karrieren jener Fahrer beeinflusste, die an der Friedensfahrt teilnahmen, und auch jener, die es nicht taten. Und ebenso hatte ich auch völlig die enorme politische Resonanz unterschätzt, die der Radsport in der DDR insbesondere in den 1950er und 1960er Jahren besaß. Nirgendwo sonst, nicht einmal im Deutschland der Nazi-Zeit, hatte der Sport in vergleichbarem Maße Einfluss darauf genommen, wie eine Gesellschaft handelte und dachte.

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