Читать книгу Das Rennen gegen die Stasi. Die Geschichte des Radrennfahrers Dieter Wiedemann онлайн

18 страница из 48

* * *

Das war der politische Hintergrund, als sich im Jahr 1950 die Radsportverbände der Tschechoslowakei und Polens zusammensetzten, um ein schwieriges Problem zu erörtern. Zwei Jahre zuvor hatten einige Sportjournalisten aus den beiden Nachbarländern ein neues, grenzüberschreitendes Radrennen für Amateur-Nationalmannschaften ins Leben gerufen. Es fand zwischen den jeweiligen Hauptstädten statt, zwischen Warschau und Prag, und wurde von den beiden Tageszeitungen Trybuna Ludu* und Rudé Právo organisiert, den jeweiligen Zentralorganen der kommunistischen Partei. Ihren Ursprung hatte die Veranstaltung in der Idee, mit Hilfe des Sports die Solidarität zwischen den Völkern zweier Länder zu fördern, die während des Zweiten Weltkriegs unermesslich gelitten hatten und nun als sozialistische Staaten wiederaufgebaut wurden.

Der Startschuss zur Premiere der neuen Fernfahrt war, noch unter Ausschluss des gemeinsamen Feindes Deutschland, am 1. Mai 1948 gefallen, am internationalen Tag der Arbeit. Auch die Tatsache, dass man das Rennen genau sieben Tage später zu Ende gehen ließ, war kein Zufall gewesen. Der 8. Mai besaß als »Tag der Befreiung« beziehungsweise »Tag des Sieges« ebenfalls große Symbolkraft. Bereits die Auftaktveranstaltung des neuen internationalen Radrennens hatte es sogleich geschafft, die Öffentlichkeit in seinen Bann zu schlagen. Bei der zweiten Ausgabe, die in Warschau zu Ende gegangen war, hatte dann der große tschechische Rennfahrer Jan Veselý triumphiert, während das polnische Team zwei Etappensiege erzielen konnte. Noch im selben Jahr wurde die Teilung Deutschlands zementiert, und aus der sowjetisch besetzten Zone wurde die DDR, die als neuer sozialistischer Bruderstaat an der Seite Polens und der Tschechoslowakei stehen sollte.

Правообладателям