Читать книгу Das Rennen gegen die Stasi. Die Geschichte des Radrennfahrers Dieter Wiedemann онлайн

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Die Fahrer aus der DDR wurden von der Konkurrenz deutlich in die Schranken gewiesen, aber das spielte keine Rolle. Angesichts der delikaten geopolitischen Lage wäre ein Sieg eines DDR-Fahrers vermutlich sowieso eher kontraproduktiv gewiesen. Außerdem überschatteten die weiteren Implikationen ihrer Teilnahme alle Fragen nach Platzierungen und sportlichem Erfolg. Denn allein dadurch, dass sie an den Start gehen und mitfahren durften, hatten die sechs Radsportler aus der DDR eine De-facto-Anerkennung ihres Landes errungen. Etwas, was man auf diplomatischem Wege bis dahin vergeblich versucht hatte. Dies war die Friedensfahrt, und bei diesem Rennen gab es weitaus mehr zu gewinnen als Etappensiege, Zuschauerherzen und Blumensträuße.

Die Tageszeitung Neues Deutschland, das Zentralorgan der SED, ignorierte die Feindseligkeit der tschechoslowakischen und polnischen Bevölkerung am Straßenrand weitgehend. Stattdessen griff sie lieber groß die Geschichte des Teammechanikers Otto Frieße auf. Schauplatz der ersten Etappe war Warschau, aber – auch fünf Jahre nach Kriegsende – herrschte dort noch ein solcher Mangel an fast allen Dingen, dass die Offiziellen der einzelnen Mannschaften sich zum Beispiel die Begleitfahrzeuge teilen mussten. Und so erhielt auch Frieße, so wie alle anderen, die mit dem Rennen zu tun hatten, erst mal eine Stadtrundfahrt durch ein Warschau, das immer noch weitgehend in Schutt und Asche lag.

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