Читать книгу Das Rennen gegen die Stasi. Die Geschichte des Radrennfahrers Dieter Wiedemann онлайн

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Die achte Etappe der Friedensfahrt 1953, die über 226 Kilometer in Richtung Südosten führen sollte, war in hohem Maße symbolisch aufgeladen. Der Start erfolgte in Ost-Berlin, das Ziel befand sich in Görlitz, direkt an der Grenze zu Polen. 1939 war etwas südlich der Stadt, östlich der Neiße, ein vormaliges HJ-Camp in ein Kriegsgefangenenlager umgebaut worden, das Stalag VIII A, wo während des Kriegs tausende Polen und Russen durch Unternährung und Krankheiten den Tod fanden. Als nach dem Friedensschluss die deutsche Ostgrenze neu gezogen wurde, verlor Deutschland alle Gebiete östlich der Oder-Neiße-Linie, insgesamt 23,8 Prozent seines Vorkriegsterritoriums. Görlitz’ Vorstadt am Ostufer des Flusses fiel an Polen und hieß nun Zgorzelec. Die Volksdeutschen, die mit dem Leben davongekommen waren, wurden vertrieben, an ihrer Stelle wurden vorwiegend griechische und mazedonische Flüchtlinge angesiedelt. Kurzum, diese achte Etappe besaß eine symbolische Bedeutung, die niemand übersehen konnte. Die Internationale Friedensfahrt, das Rennen, das den Kommunismus und die herrschenden politischen Verhältnisse im Herzen Europas sportlich verkörperte, war ausdrücklich ins Leben gerufen worden, um den Gedanken der Versöhnung zu propagieren. Am achten Jahrestag der Befreiung würde sie eine Stadt vereinen, die der Faschismus entzweigerissen hatte.

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