Читать книгу Das Rennen gegen die Stasi. Die Geschichte des Radrennfahrers Dieter Wiedemann онлайн

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Nirgendwo sonst auf der Welt war der Sport in dem Maße politisiert wie in der DDR, und Täve Schurs feste politische Überzeugung und sein einnehmender Charakter gehörten zu den machtvollsten Propaganda-Instrumenten, die der SED zur Verfügung standen. Täves Siege gehörten allen: den Arbeitern und Bauern, den Lehrern und ihren Schülern, den Ärzten und Müttern. Vor allem aber gehörten sie dem revolutionären Sozialismus, und sowohl er selbst als auch die Partei wurden nicht müde, diese Tatsache immer wieder zum Ausdruck zu bringen. Es war kein neues Phänomen, dass Diktaturen aller Schattierungen herausragende Sportler politisch instrumentalisierten, aber kein Athlet war je derart wirkungsvoll eingespannt worden wie Täve Schur.

Der Sieger der Friedensfahrt 1956 indes, Stanislaw Królak aus Warschau, wurde von vielen Menschen ausgerechnet aus dem Grund ein Leben lang als Held verehrt, weil er angeblich einen russischen Kontrahenten mit einer Luftpumpe verprügelt hatte. Der Legende nach hatte besagter Russe während des Rennens allgemein den dicken Max markiert und zudem ganz konkret einen Fahrer des polnischen Teams bedroht. Daraufhin habe Królak seinen Mannschaftskollegen (und mithin die Ehre Polens) mit der einzigen Waffe verteidigt, die greifbar war, also mit seiner Luftpumpe. Ganz Warschau feierte seinen Sieg, und eine schnöde Luftpumpe wurde zu dem Symbol der Friedensfahrt in Polen.

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