Читать книгу Die vierzehnte Etappe. Radsportgeschichten онлайн

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Aber hat die Ermüdung nicht auch selbst eine Rolle gespielt? Locker dahinrollen kostet weniger Kraft. Später am Tag wurde noch mal gewartet, jetzt auf einen Fahrer aus unserer Gruppe, der seinen Sattel verloren hatte. Zehn Kilometer lang fuhr er im Stehen in unserem speziell angepassten Tempo, aber weil sein Mechaniker das Problem nicht beheben konnte, kam er schließlich mit Tränen in den Augen zu uns, um uns zu sagen, dass wir ohne ihn weiterfahren müssten. Mir kam die Mitteilung nicht gelegen, weil ich müde war, und ich wäre bereit gewesen, noch stundenlang edelmütig zu sein. Aber die Windstaffel war zügig wiederhergestellt, und wir erreichten den Zielort mit sieben Minuten Vorsprung auf das Peloton und noch mehr auf den unglücklichen Sattelverlierer.

Ein paar Tage später lernte ich eine Müdigkeit von einer Dimension kennen, die mir neu war. Ich befand mich in einer Spitzengruppe mit zwölf Mann, die eigentlich wenig Bedeutung hatte, denn alle prominenten Fahrer waren dabei und die Würfel in der Gesamtwertung waren schon längst gefallen. Aber es war eine Etappe mit hundertdreißig Kilometern, und ich hatte einen schlechten Tag. Ich war schon zwei Mal bei Anstiegen abgehängt worden, und auch nach einem Platten hatte es mich große Mühe gekostet, zurückzukommen. Da wurde nicht auf mich gewartet. Waren zwölf Mann zu viel, damit eine Kameradschaft entstehen konnte? Vielleicht hatten sie ja schon gewartet, aber ich war zu erschöpft gewesen, um es zu merken. Auf jeden Fall betete ich, dass ich nicht noch mal abgehängt werden würde, für meine Platzierung in der Gesamtwertung und für die Chance, die ich im Sprint haben würde.


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