Читать книгу Die vierzehnte Etappe. Radsportgeschichten онлайн
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Der Radsport hat denn auch, in der Diskussion über das Zusammengehen von Schönheit und Kraft, noch ein viel typischeres Beispiel als Merckx zu bieten, das Beispiel eines Mannes, der die ganze Diskussion überflüssig macht, für immer, und für alle Sportarten. Ich spreche natürlich von Pollentier, der jahrelang einer der besten Radrennfahrer der Welt war. Pollentier ist in Zivil schon eine Erscheinung ohne jegliche Eleganz, aber sobald er auf einem Rad sitzt, werden die Grenzen der Tugend überschritten.
Er strahlt Beschwerlichkeit und Verschwendung aus: Die Raumsonde Voyager, die mit Botschaften ans andere Ende des Weltalls geschickt wurde, hätte auch ein Foto von Pollentier auf dem Rad mitnehmen sollen, als Bekenntnis an andere Zivilisationen, dass wir hier auf Erden wissen, was hässlich ist.
* Am Samstag zuvor hatte De Wolf Mailand–Sanremo gewonnen.
DIE GEFAHREN DES MASSENSPRINTS
Es gibt Rennfahrer, die die Kraft aufbringen, nicht bei Massensprints mitzumachen, wenn ihre Reputation nicht auf dem Spiel steht, aber es gibt auch Süchtige, die von jedem Zielbanner zur Tobsucht getrieben werden, auch wenn sie wissen, dass schon vierzig Fahrer darunter durchgefahren sind. Ein Beispiel dafür ist Roger De Vlaeminck; einer der Gründe, warum ich diesen Fahrer in mein Herz geschlossen habe. Er macht jetzt, gegen Ende seiner Karriere, nichts anderes, als sich über die nervenaufreibenden Gefahren des Radsports zu beklagen. Das erscheint inkonsequent, aber es ist genau das Gegenteil: Es sind natürlich die Gefahren selbst, die abhängig machen.