Читать книгу Haller 18 - Weihnachten онлайн

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Stefanie trug diesen Choral seit Langem im Herzen. Sie brauchte die Noten eigentlich gar nicht, dennoch hielt sie die Blätter pflichtschuldig in ihren selten gestreichelten Händen.

»Brich an …« –

Die Töne formten sich zwischen Stefanies Stimmlippen, strichen durch die Ansatzräume unter dem Gaumensegel hindurch und schwangen sich schließlich zwischen Zunge und Zähnen ins Freie hinaus. Alles in ihr fand plötzlich seinen Platz: Bandscheiben, Hormone, Kopf, Seele und Kehle verschmolzen in eine intakte integrale Klangtraumfigur, strahlend klar …

»… du schönes Morgenlicht!«

Beim Singen hörte sie neben sich, wie Wohlgelegen und Piqué stimmlich an ihr hingen, mit Abstand, aber nicht abgehängt. Stefanies Augen blickten auf den farbenflirrenden Schal herunter und nahmen dann ganz andere Dinge wahr: leichtlebige Zitronenfalter, wohlriechende Sommerfrüchte und schluchzende Nachtigallen, Eisblumen und Bratäpfel, den Holzschlitten ihrer Kindergartenzeit. Jukka, den chaotischen Eisenbahner aus Finnland, der sie manchmal seine »Filifjonka« genannt hatte. Der irgendwann in sein Heimatland verschwand, weil Stefanies Zug nie abfahren würde. Aber jetzt fühlte sich selbst das stimmig an …

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