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Mit größtem Interesse betrachtete ich »den ersten Augenarzt und Chirurgen seiner Zeit!« Und wie verehrte ich bald den feingebildeten, höflichen Mann! — Noch in den besten Jahren, mit intelligenten Zügen, klugen, freundlich blickenden Augen, die Haare von der freien Stirn zurückgestrichen, sprach er so bezaubernd angenehm, mit herzlicher Anerkennung von meinen Bühnenleistungen … und fragte dann im Namen seines Freundes, des Intendanten der königlichen Schauspiele, Grafen Brühl vertraulich an: ob ich geneigt sei, zur königlichen Bühne überzusiedeln …

Ich sagte mit Freuden: ja! — und wie glücklich ich sein würde, mit einem Ludwig Devrient, Wolff und so vielen andern edlen Künstlern spielen und von ihnen lernen zu dürfen … Wir mussten dem liebenswürdigen Manne versprechen, zum Diner zu kommen, seine Frau hätte schon längst gewünscht, uns kennen zu lernen.

Die Wohnung des Geheimrat Gräfe solltest Du sehen! Da fühlt man sich erhoben durch die edelsten Kunstwerke. — Die weiten, hohen Zimmer bilden eine herrliche Gemäldegalerie — von oben bis unten ist kein Plätzchen frei. — Seine Gattin, sehr zart und vornehm aussehend, empfing uns äußerst liebreich, ein holdes Töchterchen und ein bildschöner Knabe *) zeigten sich so wohlerzogen und kindlich — und nach und nach füllten sich die Räume mit den interessantesten Persönlichkeiten Berlins. Ein aristokratischer Ton herrschte vor, aber ohne Steifheit. Gräfe wurde von hilfesuchenden Kranken oft vom Tisch abgerufen — und stets ging er bereitwillig, ohne das geringste Missvergnügen zu zeigen. So soll er auch die Kranken seines Klinikums äußerst sanft behandeln. Mein Tischnachbar war Herr v. Bredow, alter Freund des Hauses und glühender Patriot. Er erzählte mir charmante Anekdoten vom Könige. So auch diese:

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