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Fred fand es begreiflich, daß sie unter solchen Umständen ihren Blick nicht genügsam auf der eigenen, ewig gleichen Scholle ruhen ließen, sondern vom Leben der Zeit gefesselt wurden. Er hütete sich aber, seine eigene Meinung über diese Zeit preiszugeben, sie hätten ihn kaum verstanden, und außerdem konnte er nicht darauf schwören. Sicher war nur, daß er selber das fortschrittliche städtische Leben als «faulen Zauber» empfand, während ihn dies ländliche Dasein und Beharren unbegreiflich anzog; daß er mit seiner paradiesischen Faulenzerei auf etwas merkwürdige Art an diesem Dasein teilzunehmen pflegte, gestand er gern zu.
Nach dem Essen zog er sogleich die Kniehosen an und ging hinaus, um sich ein wenig umzuschauen und mit der Zurückhaltung des Genießers allmählich von dieser geliebten Welt Besitz zu ergreifen. Er unterhielt sich mit dem Stallknecht Bärädi, einem jungen Urschweizer aus dem Muotatal, dessen richtiger Name Bernhardin Schelbert war, begrüßte den Appenzeller Plutus, der immer dicker wurde, und versuchte umsonst, sich einem alten Kater in Erinnerung zu rufen; er schlenderte durch den Stall, zu den Schweinen, zum Hühnervolk, und erst nach dem Vieruhrkaffee, den wieder die ganze Familie gemeinsam einnahm, schlug er die Richtung auf das nahe Tobel ein. Dieses Tobel, eine tiefe, dicht bewaldete Bachschlucht, die den Rusgrund gegen Osten begrenzte, hatte Fred schon dutzendmal durchstreift, ohne es ganz zu ergründen, es barg undurchdringliche Dickichte, Teiche, kleine Wasserfälle, Fuchsbaue, weiche Moosböden, Farnhaine, Bruchhalden, merkwürdige Felsgebilde und noch manches Unerforschte.