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Indessen kamen die Mädchen vom Hause herüber. Lisi schlich sich von hinten an ihn heran und legte ihm die Hände über die Augen. Er rührte sich zunächst nicht, aber dann griff er plötzlich zurück, so daß sie kreischend auswich. «Fred, du machst ein Gesicht wie sieben Tag Regenwetter», rief sie, kam wieder heran und faßte ihn unter dem Arm. «Hast du schlimme Nachrichten bekommen?» Nun trat auch Martha rasch auf ihn zu und faßte ihn unter dem andern Arm, was sie aus eigenem Antrieb, ohne Lisis Beispiel, niemals getan hätte.
«Ach … heim sollt ich wieder!» antwortete er verdrossen. «Saublöd!»
Die Mädchen suchten ihn aufzuheitern, und als sie vor dem Stall zum Knechte kamen, der beim Nahen der Gruppe seinen geläufigsten Ländler angestimmt hatte, begann sich Lisi am vetterlichen Arm zu wiegen. Lisi war ein impulsives, bei jeder Gelegenheit hell auflachendes, lebenslustiges Geschöpf von ansehnlicher Größe, mit einem hübschen, rötlich glühenden Gesichtchen und braunblonden Haaren, die sich häufig in Unordnung befanden und ihr dann ein fröhlich wildes Aussehen verliehen. Neben dieser vollblütigen Schwester entwickelte Martha in Freds Gegenwart auch ihrerseits eine gewisse Lebhaftigkeit, die oft rührend wirkte, da sie nicht einem natürlichen Temperament entsprang, sondern ihrem instinktiven Wunsch, den Vetter mit denselben Mitteln an sich zu ziehen wie Lisi. Ihre bescheidene persönliche Anziehungskraft und ihr besonderer Reiz beruhten aber auf dem Gegenteil. Sie war eine schlanke, stille Gestalt mit braunem, immer sehr ordentlich getragenem Haar und einem länglichen, dunkeläugigen, etwas blassen Gesicht, das am häufigsten einen mütterlich ernsten Ausdruck zeigte, wie sie denn unter gewohnten Umständen auch ein häuslich braves und arbeitsames Wesen an den Tag legte.