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Fred blickte ihn nur kurz und forschend an.

«Soso?» sagte Onkel Robert lebhaft. «Jää, reden kann er, das muß man ihm lassen …»

«Uh, dann kommt ihr doch einmal alle zusammen hieher!» rief Lisi.

«Habt ihr keine eigenen Redner, daß ihr sie müßt von Zürich kommen lassen?» fragte Fred.

«Bei einem Kantonalen hält am offiziellen Tag immer ein Regierungsrat oder ein Nationalrat die Rede», erklärte Christian. «Das ist immer so gewesen. Und dann ist er ja auch Ehrenmitglied des Kantonalverbandes … und als Bürger unserer Gemeinde, nicht wahr … er ist da wirklich als erster in Betracht gekommen.»

«Man könnte gar keinen Geeignetern finden», bemerkte Onkel Robert mit Überzeugung. «So, das freut mich, daß er zugesagt hat …»

Das nahende Schützenfest wurde weiterbesprochen, die Mädchen machten Pläne, und Christian erzählte vom Stand der Vorarbeiten.

Fred hörte nur mit halbem Ohr zu; er wurde beim Gedanken an den Brief, den er in den Hosensack gesteckt und dabei zerknüllt hatte, von trüben Ahnungen erfüllt. Nach dem Essen schlenderte er in den aufheiternden Abend hinaus und wunderte sich, wie hell es noch war. Er hatte während des verflossenen Regenwetters gar nicht bemerkt, daß die Tage so rasch zunahmen. Zerstreut ging er den Fahrweg hinauf und gedachte den Brief bei der Abzweigung eines gewissen schmalen Pfades zu öffnen, aber als er dort ankam, folgte er zuerst noch ein wenig diesem hübschen kleinen Pfade durch die Wiesen und stellte fest, daß in den letzten Tagen das Gras doch stark gewachsen war. Er gelangte zu einem Graben, an dem Christian und der Knecht im Nachwinter gearbeitet hatten, und sah mit Befriedigung, daß er den Zweck erfüllte. Das Grundwasser, das nach einer Regenzeit an dieser Stelle sonst immer durchgesickert und in die Wiese hineingeflossen war, sammelte sich jetzt in diesem Graben und fand weiter unten einen natürlichen Abfluß. Er kehrte um und schlenderte dem Stall zu, wo Bärädi auf einer Handorgel übte. Während er mit trübem Lächeln auf die Wiederholung einer Figur hörte, zu der sich der richtige Baß nicht finden wollte, öffnete er nachlässig den Brief.

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