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Eines Abends, nachdem die zwei Geiger zum Schluß ein Duo gespielt hatten, fragte sie Albin, an ein früheres Gespräch anknüpfend, plötzlich leise und lebhaft: «Haben Sie mir das Verzeichnis mitgebracht?»

Albin bewegte mit einem ratlosen Lächeln langsam den Kopf, indes seine Hände mit dem Violinbogen zu spielen begannen, den er eben entspannt hatte. «Überlegt habe ich es mir lange», sagte er, «aber … ich kann Ihnen nicht so viel Bücher aufschreiben, wie ich gerne möchte, Sie würden niemals alles lesen … und eine Auswahl zu treffen, ist furchtbar schwierig …»

«Ich will aber alles lesen!» rief Gertrud und erhob sich. «Schreiben Sie alles auf, was Sie …»

«Gertrud, mach dir doch keine Illusionen!» sagte Paul mit einer müden Handbewegung, während er seine Geige, ein altes französisches Instrument, sorgfältig einhüllte. «Du würdest das unmöglich verdauen …»

«Ach was!» rief Gertrud betrübt und ärgerlich zugleich.

«Das möchte ich nicht behaupten», sagte Albin lächelnd, «aber … Sie haben mich gebeten, von Pauls und meinem eigenen Maßstab auszugehen. Dieser Maßstab beruht aber auf einer jahrelangen intensiven Lektüre, die durchaus nicht planmäßig vor sich gegangen ist, sondern scheinbar willkürlich, in Wirklichkeit aber, wie ich überzeugt bin, nach einem geheimen persönlichen Gesetz … ja, nach einem Gesetz, dem, grob gesagt, im Materiellen ungefähr das Gesetz unsrer Ernährung entspricht …»

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