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An alle diese Erörterungen erinnerte sich Gertrud später nicht mehr, ihr prägte sich nur ein, wie Albin aus sich heraustrat, wie eine klar bestimmte männliche Begeisterung aus seinen ehrlichen Augen leuchtete, wie sein ganzes bescheidenes Wesen etwas kräftig Überzeugendes annahm, und wie sie selber dabei die merkwürdige, durchaus körperliche Empfindung hatte, den Boden des Salons unter ihren Füßen zu verlieren, wie sie sich dann plötzlich gegen diesen Mann zu wehren begann und dem Gespräch ein unerwartetes, kühles Ende bereitete, das sie lange nachher noch beschämend und unverständlich fand. Auch Albin wußte später kaum mehr, was er alles gesagt hatte. Er sah in der Erinnerung an diese Stunde nur Gertruds kräftig schlanke Gestalt, wie sie gleich groß, frei und grad zu seiner Rechten stand, wie sie sich auf ein Knie niederließ, um ein Buch vom untersten Brett zu nehmen, und mühelos neben ihm wieder auffuhr, wie sie zurücktretend sich schief herabbückte, um einen Titel zu lesen, und dabei auf eine ganz besondere Art den Nacken bog, er sah ihren leicht über eine Buchseite gebeugten Kopf und das locker den Scheitel überfließende Haar, er sah ihr nahes, lebhaft glühendes Gesicht und immer wieder die Vertrauen und Liebe erweckenden Augen, die erst am Ende erschrocken zu wissen schienen, was über alle Worte hinaus zwischen ihnen vorging.