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Severin läutete die Agentur an und bat um die mündliche Wiederholung einer undeutlich geschriebenen Stelle des Notentextes. «Wenn Sie uns schlechte Abzüge schicken, so ist das nicht unsere Schuld», sagte er trocken verweisend, nachdem er die Antwort stenographiert hatte. «Wir haben hier keine Zeit, Rätsel zu lösen. Und hören Sie! Wenn Sie im Verlauf dieser Stunde noch Auslandnachrichten bekommen, so telefonieren Sie doch bitte sofort, nicht wahr!» Er hatte kaum den Hörer angehängt, als er auf Pauls Tisch das Manuskript bemerkte und mit einem zornig erstaunten Ausdruck stehenblieb. «Das ist doch eine verfluchte Schlamperei!» sagte er heftig, ohne seine Haltung zu ändern. «Der Roman sollte längst im Satz sein. Wenn du keine Einleitung zustande bringst, so laß es bleiben!» Damit trat er entrüstet ab.

Schmid sah sich lächelnd nach seinem jungen Kollegen um.

Paul zerdrückte seine Zigarette im Aschenbecher, ohne eine Miene zu verziehen, dann nahm er ein Blatt Papier vom Block und begann entschlossen zu schreiben: «Die bekannte hochverehrte Autorin unseres neuen Romans schildert die Schweiz im Chaletstil. Es geht so recht behaglich, so recht sauber, so recht freundlich zu. Wir zweifeln nicht, daß unsere Leser sich angeheimelt fühlen werden. Das Kleine bleibt klein, das Große auch. Die Vergangenheit wird anhand von Spinnrädern, Schulbüchern und Großmuttermärchen wachgerufen. Sie erwärmt das Herz. Die Gestalten lieben einander und ihr Ländchen. Ein inniges, sinniges, trautes Beisammensein. Vaterländchen! Heimatchen! Schweizlein!» Mit einem saueren Grinsen erhob er sich und begann rauchend durch den engen Raum zu gehen. «Was meinen Sie, Herr Schmid, könnte man sich in München oder Berlin als freier Journalist einigermaßen durchschlagen?»

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