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«Das kann ich jetzt kaum so genau sagen», antwortete Christian, der den Hintergrund dieses Fragespiels nicht zu erkennen vermochte. «In der ganzen Schweiz werden jedes Jahr etwa fünf oder sechs solche Kantonal-Schützenfeste abgehalten. Aber daneben gibt es jährlich noch Dutzende von kleineren Schützenfesten, vielleicht vierzig bis fünfzig …»

«Tatsächlich?» fragte nun Paul selber.

«Das ist bei weitem nicht alles!» rief Fred. «Zu den Schützenfesten kommen bekanntlich noch Sängerfeste, Turnfeste, Musikfeste, Schwingfeste … außerdem gibt’s fast jedes Jahr irgendein eidgenössisches Fest, wo es noch ganz anders großartig zugeht.»

«Ja, es ist unglaublich, ganz unglaublich», sagte Paul leise und ernsthaft. «Dagegen ist nicht aufzukommen. Es ist überwältigend.»

Während nun Fred vom Ausmaß der eidgenössischen Feste zu reden begann, gewahrte Paul eine wachsende Zahl von Schützen, die den Lorbeerkranz auf dem Hute trugen, und seine Miene erhellte sich zu spöttischer Anteilnahme. Einer dieser Schützen, der offenbar leicht betrunken war, versuchte unter dem Gelächter und den Zurufen seiner Kameraden, die ihn durch die Hütte begleiteten, unversehens eine Kellnerin zu umarmen, was ihm nur halb gelang; jetzt bummelte er weiter und kam in der Nähe vorbei, ein etwas ungeschlachter Mann in mittleren Jahren, das Gewehr unordentlich nach hinten gehängt, auf dem zurückgeschobenen Strohhut den dichtbelaubten Lorbeerkranz, dessen eine blauweiße Schleife ihm verdreht auf den Nacken herabfiel; breitspurig bummelte er vorüber und sang oder gröhlte vielmehr «Heil dir, Helvetia, Hast noch der Söhne ja …», mit einem grimmigen Ausdruck seines dicknasigen Gesichtes, als ob er jeden herausfordern wollte, der seine vaterländische Kundgebung etwa nicht ernst zu nehmen geneigt wäre.

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