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Während der Fahrt stahl er sich freilich in seine gewohnte Haltung zurück, in jene Haltung eben, die halb aus Not, halb aus Einsicht, jedenfalls aber mit vollem Bewußtsein auf den Anschluß an das den Tag beherrschende Volk verzichtet. Er teilte sie mit vielen Intellektuellen aller europäischen Länder, und er war geneigt, sie zu übertreiben, wie mancher schaffende Künstler, der seiner Einsamkeit eine befremdend grundlose Eigenwelt abtrotzte.
Nach seiner Ankunft in Zürich schlug er durch den noch taghellen, von heimkehrenden Ausflüglern belebten Sonntagabend sogleich mürrisch verschlossen den Weg nach Hause ein. Vor dem Gebäude einer großen Tageszeitung aber wurde er zu seiner Verwunderung von einer Menschenmasse aufgehalten, die, an ihren Rändern unruhig gelockert, im Innern fest geschlossen, nach Tausenden zählen mochte. Er erinnerte sich, daß die Zeitung auf diesen Abend ein Extrablatt angekündigt hatte, die Ereignisse der letzten Tage fielen ihm ein, die nach der überwältigenden Gewöhnlichkeit des europäischen Alltags endlich das Ungewöhnliche erwarten ließen, und die Lust danach ergriff auch ihn. Er mischte sich unter die Menge, in der die merkwürdigsten Gerüchte von Mund zu Mund liefen, und wurde von einer plötzlich einsetzenden Strömung einem Ausgang des Gebäudes zugedrängt, wo die ersten Zeitungsverkäufer erschienen waren. Noch eh er hingelangte, fuhren ihm schon fetzenweise Nachrichten entgegen, die alle Erwartungen oder Befürchtungen zu erfüllen versprachen. Indes gedachte er an dieser Gier der Masse nach Sensationen nicht teilzunehmen und wandte sich mit dem eroberten Blatt in der Tasche gelassen heimwärts, um es freilich an der nächsten ruhigen Straßenecke dennoch aufzuschlagen.