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Am nächsten Morgen betrat Fred wirklich in aller Frühe mit Christian den Schießstand, und wenn er vorerst auch nicht selber ein Gewehr in die Hand zu nehmen gedachte, so wollte er doch die Schützen an der Arbeit sehen. Das Feuer war um sechs Uhr eröffnet worden, die Schüsse dröhnten schon auf der ganzen Front. Christian strich neugierig den Gewehrrechen entlang und machte Fred bald auf einen festen, rotnackigen Mann aufmerksam, der im Begriffe war, auf einer Stichscheibe ein hohes Resultat zu erzielen. Die Stichscheiben, erfuhr Fred, besaßen ein in hundert Kreise eingeteiltes rundes Trefferfeld von einem Meter Durchmesser. Auf diese Scheiben schoß man die «Kunst» mit fünf, das «Glück» mit zwei und den «Nachdoppel» mit beliebig vielen Schüssen. Die Prämien wurden gesondert in jeder Kategorie durch die Rangordnung bestimmt. Der Warnerknabe nun, der durch einen Druck auf den Läutknopf dem Zeiger den erfolgten Schuß zu melden hatte, stempelte diesem Schützen soeben unter «Kunst» die Punktzahl 92 ins Büchlein. Es war der vierte Schuß, die drei vorhergehenden zählten 87, 96, 83. Der Schütze zielte wieder. Er lag auf die Ellbogen gestützt, den Hut über dem rechten Ohr, das Gewehr im Anschlag, und zielte wohl eine halbe Minute lang, dann legte er, ohne den Schuß gelöst zu haben, atemholend das Gewehr nieder, um es nach kurzer Ruhe abermals anzuschlagen. Dasselbe wiederholte er noch zweimal, dann wandte er sich, den Kopf schüttelnd, nach einem Kameraden um, und Fred sah sein robustes, vor Anspannung gerötetes Gesicht, das zu lächeln versuchte und es nicht fertig brachte. Der Kamerad beruhigte ihn mit betonter Gelassenheit: «Wart nur, Köbi, du hast Zeit genug!» Der Schütze wandte sich wieder der Scheibe zu, zielte aber noch nicht, sondern senkte wartend und wie erschöpft den Kopf.

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