Читать книгу Jugend eines Volkes. Ehrenhafter Untergang. Erzählungen онлайн
43 страница из 104
Er blickte sie schweigend an, doch da er sie ratlos sah und tief bekümmert um das Heil des Volkes, erbarmte sich sein Herz, und er sagte gütig: «Seid getrost! Das Volk wird nicht untergehen. Was jetzt da so gärt und tobt, ist doch ein guter Saft.» Und als er sie entließ, deutete er freundlich nickend noch auf seinen Urenkel. Der Knabe neckte einen Jährling, packte ihn an den Hörnern und rang mit ihm, das Gesicht zu einer fürchterlichen Grimasse verzogen im Übereifer, sich den Männern mutvoll und kräftig zu zeigen.
Wernher von Rickebach hielt die Sprüche des Alten kaum des Besuches wert, aber manche begannen dennoch heimlich wieder zu opfern, auch Cunrat ab Stalden und Blüemmo.
Indessen traten unter den Talbewohnern heimliche Laster zutage wie Schwären an einem schon lang verseuchten Leib, und Übeltaten wurden ruchbar, die kein Richter mehr zu ahnden wagte. Die Frau des Rudolf Fönno gebar ihr siebentes Kind; sie erwürgte es mit ihren Händen und schrie dem erschrockenen Manne zu, dies Kind habe nicht er gezeugt, sondern ein böser Troll. Drei hörige Knechte des Illo raubten in einer Nacht ihren Herrn aus und zogen bewaffnet mit allem Vorrat in die Wälder. Ein Sohn des Uli von Bäche fiel am hellen Tag über eine Tochter des Haslers her und zwang sie. Zwei Häscher, die ihn vor das Gericht bringen sollten, waren tags darauf erschlagen. Imzling fand eines Morgens seine Rinder und Kühe mit abgehauenen Schwänzen, die Wut packte ihn, er schlug einen Hörigen tot. Die zwei jüngsten Töchter des Rempo tanzten nachts im Mondschein vor den Hütten, winkten Knaben heraus und verführten sie. Bertold zum Brunne erhob Klage gegen die Huren und sah drei Tage danach sein Haus in Flammen. Fast täglich entlud sich die angeborene Rauflust der jüngeren Mannschaft in blutigen Händeln, aber nicht mehr arglos und aus Kraftüberschuß wie ehedem, sondern aus Haß und bösem Willen.