Читать книгу Jugend eines Volkes. Ehrenhafter Untergang. Erzählungen онлайн

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Der Pilgersmann gab lächelnd Auskunft, und die Hirten standen schweigend da, ausgefüllt von den Bildern des Abstiegs aus Schnee, Gestein und Nebel in warme Lüfte unter unendlich blauenden Himmel zu gewaltigen Herden, Palästen und Fruchtgeländen. Ein uralter, sehnsüchtiger Wille, von dem sie nichts mehr wußten, stieg aus dem Erbe des Blutes traumhaft in das Zwielicht ihrer Tage hinauf und wob weiter am Bild des mittäglichen Landes.

Der Hunn hatte einen Reichstag besucht und den Kaiser gesehen, er kehrte überwältigt heim, erzählte, daß alle Menschen getauft seien, und beugte selber das Haupt zur Taufe. Die Genossen gliederten auf seinen Rat ihre Mark in Viertel. Aus der hohlen Hand des Mönches floß geweihtes Wasser Tag für Tag über die Scheitel neuer Täuflinge.

So begann das Volk nach den zeitlos vergangenen Werktagen des Hirten, Alltagen eines ewigen Tuns, sich in die zeitliche Welt einzufügen, doch war sein Wesen innen nicht verwandelt, sondern auseinandergetreten, und es geschah wieder Unfaßbares. An einem Thing, der auf Ruotperts Rat im Namen Jesu Christi anhob, stand plötzlich ein bärtiger Greis auf und wankte in die Mitte des Volkes und rief, die Arme wild emporgeworfen, wie verstört: «Wer ist der Fremde? Mir war es aufgetragen … warum habt ihr nicht nach mir verlangt … verflucht, zu spät … schlagt mich tot!» Mit diesem heiseren Rufe warf er sich zu Boden. Das betroffene Volk erkannte in ihm ein halb vergessenes, scheues, wunderlich einsames Wesen, und niemand legte Hand an ihn, sondern sie führten ihn hinaus. Der Ärmste schwankte aber der Muota zu und stürzte sich in das reißende Wasser, das seinen Leichnam wieder ans Ufer spülte. Niemand faßte, was da geschehen war.

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