Читать книгу Jugend eines Volkes. Ehrenhafter Untergang. Erzählungen онлайн
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Da ging Ita zu Burkhard Rato, der auf dem Rücken lag, und kniete neben ihn hin und nahm seinen Kopf in ihre Hände. «Laßt mich liegen», brummte Rato schwach, «ich bin krank … er hätte mich sonst nicht …» Er öffnete die Augen und verstummte. «Rato, steh auf, du kannst nicht hier liegenbleiben!» Er starrte sie an wie eine Erscheinung, aber sie schob den Arm unter seine Schulter und half ihm auf, er schwankte, und sie stützte ihn. In seinem Blicke, den er nicht von ihr ließ, erschien die Angst vor Unheimlichem, er begann zu flüstern: «Was willst du von mir …? Dein Kind hab ich … wer mich anrührt, wird krank …»
«Ich werde jetzt mit dir heimgehen und dich pflegen», sagte sie leise. «Schuppli, führ ihn auf der andern Seite … so, ja nun wollen wir gehen!»
Rato ließ sich heimführen, ihm war nicht anders zumut als einem Kind, das im Unbekannten erwacht und nach dem ersten Zögern wie im Fieber alles mit sich geschehen läßt, ohne etwas zu begreifen.
Unter den Leuten beim Feuer war eine Stille, als ginge ein Engel vorüber. Manche spähten heimlich nach der Alten aus, neugierig, wie die nun dastehen werde, aber sie war verschwunden. Stumm erwarteten alle das Ende der Verbrennung, und ohne das Ereignis mit einem Wort zu berühren, gingen sie auseinander. Ihr ehrfürchtig erstauntes oder erschüttertes Herz verrieten erst die rasch umlaufenden Berichte, die überall anders klangen, aber in der Beteuerung einig waren, der Schmerz auf Itas Antlitz sei unbegreiflich verklärt gewesen wie nur bei Toten, doch nicht von dieser endlichen Ruhe, sondern von der strahlenden Milde eines neuen Lebens, das man in seiner Hoheit nicht fasse. Der Mönch allein erfaßte es ganz; zur Stunde noch, da es geschehen, pries er den Herrn, und aus der Kapelle klang sein lauter Lobgesang in den Mittag hinaus.