Читать книгу Jugend eines Volkes. Ehrenhafter Untergang. Erzählungen онлайн

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Der aufgeregte Haufe schwärmte zum rauchenden Holzstoß hin, indes bald die, bald jene Stimme das erzürnte Murren und Rufen überschrie: «So holt sie her!» «Wie lang wollen wir noch zuschauen?» «Sie soll verhört werden!» «Was meint ihr», rief die Alte, «was meint ihr zu dem Kind? Wenn das nicht gezeichnet und verflucht ist, will ich’s selber sein. Wo solche Saat aufgeht …» «Es habe eine Krötenhaut», überschrie sie das junge Weib eines toten Hörigen, «und speuze Gift, heißt es. Itas Milch sei schwarz …»

Während das Feuer in diesen Lärm hinein zu prasseln begann und der Schmerz über die sinnlosen Opfer sich heftiger in die Empörung mischte, kam Schuppli, der sich unbemerkt entfernt hatte, von Ulrichs Haus zurückgelaufen. Unter dem Arm trug er das verwünschte Kind.

Die Mutter kam hinter dem Hörigen hergerannt, mit Augen voll namenloser Angst und unendlichen Flehens, den wie vor Kälte zitternden Mund geöffnet, zum Schreien geöffnet, das schon auf der Zunge erstarrt schien, da niemand es hörte, und das nun doch erscholl, nicht kreischend, sondern volltönend aus tiefer Brust, aber aus tödlich beängstigter Brust: «Nein! Nein! Nein!» Da geschah es, durch Burkhard Rato, sie sah’s mit eigenen Augen. Sie wurde starr, in ihrem Gesicht stand alles still, ihrem halbgeöffneten Mund entfuhren Laute, wimmernde, stöhnende Laute, die nicht sie ausstieß, die selber heraufkamen aus dem unmenschlich gemarterten Herzen. Im nächsten Augenblick mußten ihr die Sinne schwinden, im Übermaß der Schmerzen rettet den armen Menschen seine eigene Schwäche, aber schon griff der Mönch unter ihre erschlafften Arme und hielt die ­Wankende aufrecht und sprach zu ihr, mit der wahrlich glühenden Kraft des Gottestrunkenen, der hundertmal selber in sein irdisch Herz ­gestoßen: «Ita, Kind Gottes, wenn du dies über­windest … um des Erlösers willen, der für uns gestorben ist … sieh doch, sieh doch die göttliche Mutter zu Füßen des Kreuzes, sieben Schwerter durchbohren ihr Herz, am Kreuze stirbt ihr Sohn … Ita, sieh den Gekreuzigten an …»

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