Читать книгу Jugend eines Volkes. Ehrenhafter Untergang. Erzählungen онлайн

91 страница из 104

Ita erhob sich beim nahenden Lärm vom Lager, kniete mitten in die Kammer, das Angesicht zur Tür gewandt, und begann laut zu beten. Es drang aber niemand ein, sondern sie legten Feuer an das Haus und warfen von außen Fackeln in die Räume. Von Rauch und Flammen umhüllt, meinte sie schon zu ersticken und schrie aus innerstem Herzensgrund zum Erlöser auf, ob das der Sinn der Prüfung sei, daß sie mit dem Kind elend zugrunde gehe. Das war nicht der Sinn, eine Hand ergriff ihren Arm und riß sie fort, zur Tür hinaus. Sie sah vor sich die Flammen auseinandertreten, sah im Freien die Brandstifter bestürzt nach rechts und links ausweichen und erkannte unter allen das große welke Gesicht der alten Berchta. Während die rettende Hand sie talwärts führte, hörte sie neben sich die Stimme Ruotperts, der sie gerettet hatte, und dankte dem Herrn dafür. Ruotpert führte sie zum Hunn, der ihr mit unverändert väterlicher Zuneigung die alte Mädchenkammer öffnete.

Von nun an stand ihre rätselhafte Gestalt erst recht in der Mitte der fluchenden und segnenden, der abergläubischen, frommen und furchtsamen Gedanken des Talvolks. Daß die ehemals Unfruchtbare mit hohem Leib einherging, daß sie mit dem Seuchenbringer Brust an Brust gelegen und wohl ein Kind, aber nicht die Seuche empfangen hatte, war schon unfaßbar genug; auch gab es Leute, die hatten selber gesehen und konnten es beschwören, daß sie mit dem Mönche Hand in Hand ganz ohne Schaden mitten durch die Flammen geschritten war. ­Andern, die vor Wissenschaft die Augen verdrehten, aber auch manchen christlich Ge­sinnten, war es Blendwerk des Teufels, der seinen Mantel über die Urheberin des namenlosen Unheils warf.

Правообладателям