Читать книгу Jugend eines Volkes. Ehrenhafter Untergang. Erzählungen онлайн

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«Wo hast du das Zeichen?» fragte Ita.

Heinrich deckte sich auf und da lag die rote Seide doppelt gefaltet auf seiner bloßen Brust.

Was aber den Kranken wunderbar bei Kräften hielt und Ita geläutert hatte, wurde bald vom leiblichen Verlangen durch­säu­ert. Heinrich schlang die Arme um Itas Hals, ihre Lippen brannten aufeinander und aus ihrer reinen Glut stiegen die zwei Flammen auf, die endlich in wilder Umarmung zusammenschlugen. Von dieser Stunde an, da sie als Mann und Weib sich wieder auf irdische Art gehörten, nahm Heinrichs Krankheit eine schlimme Wendung. Sein Gesicht fiel ein, sein Körper magerte ab, ein Reif überzog seine Haut, ein übler Geruch fuhr über seine bläulichen Lippen. Ita pflegte ihn ruhelos und kämpfte leidenschaftlich um sein Leben, bis er ein grauenhaftes Abbild des Knochenmannes selber war.

Ruotpert kam auf ihre Bitte, nahm ihnen beiden die Beichte ab, vermählte sie und blieb bis in die Nacht. Als er vor das Haus unter die Sterne trat, schickte er ein Dankgebet zum Schöpfer empor, daß hier zum erstenmal ein Paar aus diesem Volke mit der Macht des unbedingten Glaubens Erdenweh und -lust überwand und gottseligen Angesichts zum Ewigen Leben reifte.

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