Читать книгу Jugend eines Volkes. Ehrenhafter Untergang. Erzählungen онлайн

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Ita diente dem bestürzten Rato wie eine Magd, sie wusch seinen kranken Leib, drückte ihm die Eiterwunden aus und legte Honig darauf, sie brachte die Speisen an sein Lager und kühlte ihm die Stirne. Er genas wundersam rasch und erhob sich eines Morgens, um seine Pflegerin als Gesunder zu erwarten, mit dumpfem Überschwang von Dank, Ehrfurcht, Zuneigung, und mit einer bangen Neugier.

Ita hatte sein Haus aber in der Nacht verlassen und pflegte schon in der ärmlichsten Hütte die junge Witfrau eines Hörigen. Diese Kranke, Matildis, wehrte im Gefühl ihrer Nichtigkeit die Hilfe ab, aber Ita blieb heiter, fest und sorglich dabei und diente ihr wie der besten Freundin. Da erfüllten Liebe, Freude und Vertrauen das junge Weib so mächtig und anhaltend, daß seine Seuchenmale in wenigen Tagen verschwanden und ein Wunder gewirkt schien, über das bald jeder Talbewohner mehr wußte als Ita selber. Als sie darauf kurz nacheinander den Bruder Heinrichs von Schönenbuoch und die schwer heimgesuchte Familie des Cunrat im Hof glücklich dem Leben zurückgewann, hielt nichts mehr den Glauben auf, daß sie Kranke durch ein Wunder heile, und es baten sie Leute aus dem ganzen Tal kniefällig um Hilfe. Sie half unablässig, fast über das Maß ihrer Kraft, aber sie erschrak immer mehr über die abgöttische Verehrung, mit der das Volk an ihr zu hangen begann. Mit Tränen in den Augen lief sie im Sommer zu Heuern auf eine Wiese, wo ein junger Hirt bei ihrem Anblick auf die Knie gefallen war; sie zog ihn auf und rief bekümmert: «Nicht so, nicht so … ihr lieben Leute, was meint ihr nur … ich bin nichts, gar nichts durch mich selber, alles verdanke ich nur der Gnade des allmächtigen Gottes …»

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