Читать книгу Im Stillen klagte ich die Welt an. Als "Pflegekind" im Emmental онлайн
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Meine Schwester konnte sich nach einer längeren Diphterieerkrankung nicht mehr problemlos an eine neue Klasse gewöhnen. Sie blieb oft der Schule fern. Das ging so weit, bis sie im Unterricht nicht mehr geduldet wurde. Man brachte sie in ein Kinderheim nach Kirchlindach.
Unsere neue Wohnung musste auch gepflegt und gereinigt werden. Da Mama ganztägig arbeitete, blieb ihr dafür wenig Zeit. Nun dachte sie an die Anschaffung eines Staubsaugers. Tatsächlich erschien bald darauf ein Reisender mit einem solchen Luxusgerät und führte es Mama und uns staunenden Kindern vor.
Mama benahm sich seltsam, wie ich sie nicht kannte. Zudem war mir sofort klar, dass mir dieser Mann schon einmal begegnet war! Es blieb nicht beim einzigen Besuch, mehrmals kam der Vertreter vorbei, bis der Staubsauger endlich gekauft wurde. Als dann dieser Mann einmal mit lederner Motorradmütze und einer Schutzbrille bei uns erschien, erinnerte ich mich. Ich erkannte den Mann, den Mama vor mehr als einem Jahr «zufällig» beim Spitalacker-Schulhaus getroffen hatte, als wir Elsbeth von der Schule abholen wollten. Mama hatte den Blick nicht aufs Schulhausportal gerichtet, wo Elsbeth hätte erscheinen sollen, sie schaute auffallend nervös gegen die Strasse hin. Bald kam ein Fahrer angebraust und hielt exakt neben Mama an. Der Mann trug eben diese Ledermütze, plauderte vertraulich mit Mama, ignorierte mich und löste dadurch bei mir Eifersucht aus. Auf dem Nachhauseweg erhielt ich von Mama Schelte, weil ich mich trotzig benommen hätte.