Читать книгу Im Stillen klagte ich die Welt an. Als "Pflegekind" im Emmental онлайн
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Dür ds Oberland uf,
dür ds Oberland ab,
da han i zwöi Schätzli,
wär chouft mir eis ab.
Sofort reagierten wir beide und flehten Mama an: «Bitte Mama, verkauf uns nicht.»
«Nein, wie sollte ich auch», tröstete sie uns.
Dass dieser Text aber in nicht allzu ferner Zeit für uns in gewisser Weise Wirklichkeit werden sollte, hätte niemand von uns je für möglich gehalten.
Mamas Eltern besassen im Sulgenbachquartier ein altes Fünffamilienhaus, in dem sie das unterste Geschoss selbst bewohnten. Die Grossmutter pflegte mit Hingabe ihre Rosen, die sie im grossen Garten angepflanzt hatte, während der Grossvater als Schuhmacher auf dem Beschlagfuss herumhämmerte. Hinter dem Hause sprudelte der alte Brunnen, den wir oft und zu Mamas Leidwesen in unser Spiel mit einbezogen.
Um ins Sulgenbachquartier zu gelangen, benutzten wir die gedeckte rote Brücke, die den unteren Breitenrain mit der Stadt verband. Diese Brücke hatte ihre Tücken. Auf dem Dach dieser Aareüberquerung fuhren die Züge vom und zum nahen Bahnhof. Wenn nun gleichzeitig mit den lärmenden Zügen die Bereiter von der nahen Reithalle auf ihren Pferden kamen und über diese Brücke gingen, bäumten sich die erschreckten Tiere wild auf und tanzten und stampften auf zwei Beinen in der ganzen Passage herum.