Читать книгу Im Stillen klagte ich die Welt an. Als "Pflegekind" im Emmental онлайн
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Nachts wurden wir an den Füssen ans Gitterbett gefesselt, weil die Tanten nicht mochten, dass wir die Decke wegstrampelten. Umdrehen im Bett war somit unmöglich. Wir mussten die ganze Nacht in der selben Position verbringen. Ich bewunderte meinen Bettnachbarn, dem es gelang, die Fussbänder zu lösen. Das Kopfkissen, in dem wir uns verkuscheln wollten, wurde uns unter dem Kopf weggerissen. Ein Kissen sei ungesund und führe zu einem Buckel.
Diese Umplatzierung ins Heim hatte zur Folge, dass uns eine Weihnachtsfeier im Kreise der Familie nicht beschieden war. Ein Christfest zu Hause habe ich ein einziges Mal bewusst erlebt, als ich sechs Jahre alt war. Elsbeth war wie Markus schulpflichtig geworden und musste nicht mehr ins Heim. Dadurch hatte ich das Glück, dass ich nicht allein dorthin abgeschoben wurde. Wir hatten mindestens drei lange, freudlose und trübe Winter in diesem Kinderheim verbracht. Erst als sich der Frühling ankündete, wurden wir von den Eltern dort wieder herausgeholt.
An gewissen Tagen machte der Migros-Verkaufswagen im Nord-Quartier die Runde. Soeben hatte er in unserer Strasse Halt gemacht. Der Fahrer, der zugleich als Verkäufer amtierte, liess eine Glocke erklingen, dann erschienen aus allen Hauseingängen kurz darauf Frauen in langen Röcken und bunten Rüschenschürzen. Mit und ohne Kinder strebten sie zum mobilen Warenladen.