Читать книгу Im Stillen klagte ich die Welt an. Als "Pflegekind" im Emmental онлайн

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Mama hatte uns, meine sechsjährige Schwester und mich, beauftragt, dort am Stand Gemüse und Käse einzukaufen. Mit einem Küchengefäss in der einen, einem Zweifrankenstück in der andern Hand und mich als Fünfjährige im Schlepptau näherte sich Elsbeth dem Gerangel.

Die ganze Käuferschaft drängte sich wie ein Knäuel um den Verkaufsstand. Schubsen war an der Tagesordnung, diszipliniertes Anstehen kannte man zu jener Zeit noch nicht. Kinder wurden meist rücksichtslos zur Seite geschoben.

Die korpulente Frau Zuber aus dem Nachbarhaus hatte keine Mühe, ihren Platz in der Menge zu behaupten. Schritt um Schritt rückte sie wie eine Walze vor. Mit anderer Taktik kam die schlanke Frau Eberhard an ihr Ziel. Sie machte sich jede zufällige Lücke zu Nutze, um nach vorne zu kommen und die schönsten Äpfel und den frischesten Salat zu erwischen.

Wir standen hinter der dicht gedrängten Menschenansammlung und schauten dem Treiben unfreiwillig von unten zu. Neu eintreffende Käuferinnen stiessen uns immer wieder weg. Dies wollte schliesslich meine Schwester nicht mehr länger hinnehmen und versuchte, sich zwischen den Leuten durchzuschlängeln. Dabei wurde sie von einer Frau heftig angestossen, und ihr fiel das Geldstück aus der Hand. Es rollte zwischen den Schuhen der Wartenden davon und verschwand. Die langen Röcke der Käuferinnen wirkten wie ein dichter Vorhang.

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