Читать книгу Friedrich Glauser. Erinnerungen онлайн

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Die Tragik dieses Lebens ist sublim, weil sie den Sieg in der Niederlage enthält. Glauser hatte die Welt, die ihn äußerlich bezwang, innerlich überwunden, indem er sie gestaltete. Er gestaltete Erlittenes ohne Wehleidigkeit und war ein Meister der autobiographischen Erzählung. Indem er gestaltete, erhob er sich über die eigene Wirrnis zur Klarheit, zu überlegener Heiterkeit, und alles, was ihn liebenswert machte, schien in seine Schöpfung einzuströmen, die geistige Sauberkeit, der realistische Sinn, das unverdorbene Gefühl, der persönliche Charme, sogar die biegsame, klangvolle, schwebende Stimme. Sein Erstling, Gourrama, ist eine Leistung von erstaunlicher Reife und ungewöhnlicher Strahlungskraft, der beste Legionsroman, den ich kenne. Glauser hat die Buchausgabe nicht mehr erlebt. Es traf ihn tief, dass das Werk keinen Verleger fand und lange nicht einmal als Vorabdruck in einer Zeitung oder Zeitschrift erscheinen konnte.

Mit dem ihm eigenen bon sens zog er rasch und radikal die Konsequenz. Als Schriftsteller, der aus dem Ertrag seiner Feder leben sollte, musste er zuallererst seine Produktion absetzen, er musste also etwas produzieren, das auf Absatz, auf einen gewissen Erfolg rechnen konnte. Durch einfache Überlegung, nicht durch höhere Eingebung, auch nicht aus sozialpädagogischem Eifer, sondern aus barer Not kam Glauser zum Kriminalroman. Dabei brauchte er allerdings nichts Wesentliches preiszugeben. Unter Berufung auf die schöne Vorrede Joseph Conrads zum Nigger vom Narcissus äußerte er sich in einem Briefe über das künstlerisch Wesentliche: «Geruch, Gestalt, Farbe, Luft und darin die Menschen, nicht von einer Seite, sondern ganz kurz von verschiedenen Seiten gesehen, und das Ganze auf eine andere Ebene transponiert.» Das also musste auch für den Kriminalroman gelten. Glauser hatte ja das Beispiel vor sich, einen, der das erreichte, einen Schriftsteller, dessen Kriminalromane sich durch atmosphärische Dichte, durch psychologische Eindringlichkeit, durch plastische Menschendarstellung auszeichnen: Georges Simenon. Ihn verehrte er als seinen Meister. «Was ich kann, habe ich von ihm gelernt», sagt er.

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