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Am Anfang ging alles gut. Seine strengen Predigten, seine ungezähmte Frömmigkeit gefiel den Gläubigen. Aber es wurde Sommer, und diese Jahreszeit erregte ihn jedes Mal. Zudem war es ein besonders heisser Sommer. In den abschüssigen Bergwiesen zirpten Tausende von Grillen. Die ganze Erde schien zu singen. Einzig Pfarrer Rinati hörte nicht darauf und blickte gen Himmel. Der war den ganzen Tag tiefblau, blau bis zur Verzückung, und am Abend liess die Sonne ihre Zauberlaterne über die Berggipfel gleiten … Wenn er diese langen, roten Bahnen betrachtete, diese sprühenden Funken, so glaubte er die Tore der Hölle zu sehen, und dieses Bild erschreckte ihn nicht; es gab ihm vielmehr neuen Mut.

Aber wenn der Mond über einem Berggrat aufging, versuchte ihn der unselige Priester umsonst mit einer Hostie zu vergleichen und wurde ganz verwirrt. Dieses fremde Licht verlieh der Welt viel zu weiche Umrisse, und seine Heiterkeit hatte etwas Heidnisches. Dann verkroch er sich in seine Kammer, zog die Fensterläden zu. Ach, in jeden ­Laden war eine herzförmige Öffnung geschnitten, und das Mondlicht warf auf Boden und Wände glänzende, schwebende Herzen … Er bemühte sich, an das Herz-Jesu zu denken; aber das blutete, während diese Herzen unversehrt blieben. Um sie zum Verschwinden zu bringen, nagelte er Brettchen auf die Fensterläden. Und als immer noch gelbe Strahlen durch die Ritzen drangen, liess er dicke Vorhänge anbringen. Aber an diesen Berghäusern sind die Fenster schon klein genug, und nun konnte gar keine frische Luft mehr in die Räume des Pfarrhauses einströmen, und es roch überall nach Weihrauch, Staub und kaltem Schweiss.

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