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– Ja, lacht nur, lacht! … Wo wärt ihr jetzt, wenn zu dieser Stunde der Tod an eure Türe geklopft hätte? Wer von euch ist nicht im Zustand der Todsünde? Wer?
– Ich, antwortete Ursule und stellte sich schamlos vor ihn hin.
Sie hatte getrunken. Sie war das Leid- und Freudenmädchen des Dorfes. In vielen Dörfern gibt es ein solches Mädchen, oft das hässlichste und das beschränkteste, bei dem die Männer ihr «Weitergeh» loswerden (so nennt man dort oben die Qual des Begehrens).
Und da sie kräftig war, zog sie den Priester an sich und zwang ihn, mit ihr herumzuwalzen. Natürlich wusste sie nicht mehr, was sie tat. Die andern schauten sie entsetzt an. Ihr Partner machte sich steif, duckte sich dann plötzlich und riss sich los. Ursule plumpste ins Heu, und alle sahen, dass ihre groben braunen Strümpfe unter den Knien mit einer Schnur festgebunden waren. Wütend blickte Rinati reihum jedem Anwesenden ins Gesicht mit einem Anflug von Hass, den er sogleich zu zügeln versuchte. Alle fuhren unwillkürlich zurück, sogar die Kühnsten, die Wilderer, welche dem Landjäger trotzen, sich aber dem Pfarrer unterziehen. Denn er verwaltet ihr Seelenheil kraft seines heiligen Amtes. Und die Frauen, die zuerst bei ihren Liebhabern Schutz suchen wollten, wagten es nicht mehr und erstarrten.