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Und weil er diese Krippe verschont hatte, die man nach altem Brauch zwischen Weihnachten und Epiphanias in der Kirche aufstellte, kam in der Nacht ein Kind, um sie zu betrachten.

Wer war dieses Kind? Er sollte es gleich erfahren. Eben stieg der Kleine ins Schiff herunter. Die Laterne erhellte sein Gesicht von unten und verzog es auf merkwürdige Weise, aber der Priester erkannte ihn. Es war der Schüler, welcher den Katechismus nicht hersagen konnte, Ursules uneheliches Kind.

– Was tust du da?

Als der Knabe ihn plötzlich vor sich stehen sah, erschrak er so heftig, dass er die Laterne fallen liess. Sie zerbrach auf den Fliesen und erlosch. Und da der Priester kein Wort mehr sagte und sich nicht rührte, lief er zur Türe und schlüpfte hinaus.

Anderntags begab sich Pfarrer Rinati zur Schule, seine Katechismusstunde zu halten. Schon in der Morgenfrühe hatte er das Glaskästchen unter den Arm genommen und war damit zu jener Schlucht gegangen, in die die Dorfbewohner alles hinunterwarfen, was sie nicht mehr brauchen konnten. Dorthin hatte er es geschleudert. Ein klingender Aufschlag, dann ein zweiter – schon weit weg –, das war ­alles. Seine Pfarrkinder würden inskünftig ohne ihre Krippe auskommen müssen. Was tat’s? Sie konnten ja in ihrem Herzen eine Krippe der Unschuld bereiten, um das Himmlische Kind zu empfangen.

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