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Im Moment fühlte sich der Priester erleichtert. Seine Ner­ven entspannten sich. Er glaubte, seine Selbstbeherrschung wiedererlangt zu haben. Aber das gestrige Vorkommnis hatte ihm doch sehr zugesetzt. Wieder spürte er das Übel in sich aufsteigen; es war geradezu ein körperlicher Schmerz, als ob zwei teuflische Hände sich um seine Seele und um seinen Körper krampften. Es machte ihn jenen Bäu­men ähnlich, die von fachkundigen Gärtnern gequält, verbogen, entartet werden. Aber die kamen noch zum Blühen, während er daran zugrunde ging.

Er betrat das Schulzimmer. Ein niedriger Raum mit einer Reihe kleiner Fenster gegen Süden. Darin waren alle Schulkinder des Dorfes untergebracht, Mädchen und Knaben; es waren nie über dreissig. Sie standen alle zusammen auf und stimmten ihren Singsang an: «Guten Tag, Herr Pfarrer! …» Der Lehrer verliess sein Pult und machte ihm Platz. Aber er zog es vor, stehen zu bleiben, und schritt im schmalen Geviert vor der Wandtafel auf und ab. Er öffnete den Katechismus auf Seite 28.

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