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– Sieh doch, sagte die Mutter und beugte sich zu ihm hinunter.

Da merkte sie, dass es tot war.

Sie wird ihr Stübchen nicht mehr sehen

Schwester Damien schritt durch den langen Korridor des Spitals.

Jemand zupfte sie am Ärmel. Sie fuhr zusammen, aber ihr Gesicht blieb gleichmütig. Sie hatte es schon so oft über die Gesichter der andern gebeugt, dass es verlernt hatte, für sich selbst zu leben; und die Nonne hatte schon so manchen Herzschlag abgehorcht, dass sie ihr eigenes Herz nicht mehr in den Lippen pochen fühlte wie die andern Frauen. Dennoch wirkte ihre gestärkte Haube festlich, als sie sich umwandte.

Was wollte dieser Mann von ihr?

Aber das war ja kein Mann mehr, es war das Zerrbild eines Mannes, was da vor ihr stand, noch wortlos, aber so voll von Schreien, dass sie schmerzten, noch ehe man sie hörte. In den achtlos übergestrupften Kleidern hatte der Körper seinen gewohnten Platz nicht wiederfinden können, die Falten waren verrutscht, die Knopflöcher würgten die Knöpfe oder standen nutzlos offen, die Schnürsenkel hingen auf den Bo­den. Und über all dem das Gesicht … Wo sollte Schwester ­Damien den Mut hernehmen, es anzuschauen ? Lieber mit einer Wunde zu tun haben als mit ­diesem Gesicht: Sie besass kein Mittel, es zu heilen. Alles lief daran herunter, der Nasenschleim, die Tränen. Nur der lippenlose Mund blieb verschlossen, er allein hielt den Schmerz zurück.

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