Читать книгу Nach Amerika. Lebensberichte von Schweizer Auswanderern онлайн
68 страница из 76
Trotz Spass an der Arbeit, trotz meiner grossen Begeisterung für Amerika fühlte ich mich irgendwie einsam. Ein «Gschpane», eine Frau und Partnerin fehlte mir. Und da war ja in der Schweiz noch diese junge Frau, die einen Kilometer von mir entfernt in Chur auf einem Bauernhof aufgewachsen war: Gritli (Margrit) Casal. Sechs Jahre jünger als ich, kannte ich sie seit Kindsbeinen. Unsere Freundschaft begann ursprünglich mit meiner Einladung zu einem Ball des Kantonsschul-Turnvereins und wir gingen anschliessend fünf Jahre lang miteinander aus. Als ich nach Amerika reiste, flog Gritli als Aupair nach England. Unsere Wege trennten sich, wir blieben in Briefkontakt.
Als ich ihr aber eines Tages aus den Staaten schrieb, ich hätte eine Farm gekauft und plante, in Amerika zu bleiben, war das für Gritli ein Schlag. Unsere Freundschaft ging auseinander – Amerika war für Gritli kein Thema. Ein Jahr herrschte absolute Funkstille zwischen uns. Ich erinnere mich gut, dass mir Gritli auswich, als ich an Weihnachten 1965 nach Chur heimkehrte. Sie machte extra einen Umweg, um mir nicht begegnen zu müssen. Gegen Ende der Ferien fuhr ich eines Tages mit dem Traktor in Richtung Masans und sah meine alte Freundin zufälligerweise an der Bushaltestelle warten. Ich sehe sie noch vor mir: Wie angewurzelt, völlig perplex stand sie da. Mit mir hatte sie absolut nicht gerechnet. Ich stellte den Motor ab, stieg zu ihr runter und lud sie unbeschwert für den nächsten Abend ein. Wir müssten zusammen reden, sagte ich ihr. Und so begann sie, unsere grosse Love Story. Ich wusste: Gritli oder keine! Wir hatten wunderbare Tage zusammen, bis ich allein und schweren Herzens im März 1966 nach Amerika zurückreiste.